Glanz, Pomp und Tränen – Von der dynastischen Ehe zur Liebesheirat in Europas Herrscherhäusern

Glanz, Pomp und Tränen –
Von der dynastischen Ehe zur Liebesheirat in Europas Herrscherhäusern

Von Barbara Beck, Verlag Friedrich Pustet, 2012, 232 Seiten

07.05.2017


Königliche Hochzeiten sind seit jeher von großem Interesse.
Die Klatschpresse ist über einen gewissen Zeitraum damit beschäftigt, jedes Detail zu recherchieren und zu kolportieren – das mediale Interesse ist riesengroß.

Heutzutage werden an den noch regierenden europäischen Fürstenhäusern nicht adelige Ehepartner für das Leben am Königshof vor der Eheschließung geschult und mit den landeseigenen Traditionen und der Sprache vertraut gemacht.

Die glanzvollen Feierlichkeiten der heute so beliebten royalen Märchenhochzeit sorgen für ein positives Image der Monarchie.

Die Historikerin Barbara Beck beschreibt in ihrem Werk „Glanz, Pomp und Tränen“ unter anderem die neue Art der Medienpräsenz bei königlichen Hochzeiten. Sowohl die Hochzeit von Prinzessin Diana und Prinz Charles aus dem Jahr 1981 bei der rund 750 Millionen Fernsehzuschauer live dabei sind und die Hochzeit von Kate und William im Jahr 2011 als schätzungsweise sogar 2 Milliarden Menschen das Spektakel im Fernsehen und Internet verfolgen werden in ihrem Buch thematisiert.

Aber auch die historischen Eheschließungen kommen in ihrem Werk nicht zu kurz, denn die seit dem 20. Jahrhundert vermehrt von den Partnern aus freiem Willen und nur aus Liebe füreinander eingegangenen Eheschließungen, die sogenannten Liebesheiraten, bilden den Gegensatz zur arrangierten Heirat oder auch Zwangsehe.

Jahrhundertelang kam der Eheschließung im Hochadel eine vor allen Dingen repräsentative Funktion im Hinblick auf Macht und Reichtum zu.

Napoleon Bonaparte, der sich selbst im Jahre 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, und seit 1805 auch König von Italien war, bediente sich mit Hilfe der dynastischen Bündnispolitik eines der ältesten politischen Mittel der europäischen Adelsgesellschaft.

Zur Absicherung seiner erfolgreichen politischen Bündnisse und um seine eigene junge Dynastie zu legitimieren und zu adeln, betrieb Napoleon mit den jüngeren Angehörigen seiner Familie eine gezielte Heiratspolitik.

Die Gefühle der von seinen Arrangements Betroffenen interessierten Napoleon dabei wenig bis gar nicht.

Auch bei den heiratspolitischen Aktivitäten anderer Königshäuser spielten die gegenseitige Sympathie der zukünftigen Eheleute sowie der häufig sehr große Altersunterschied eine untergeordnete Rolle.

Die jeweiligen Hausgesetze legten fest, dass eine eheliche Verbindung vor allem rechtmäßig und ebenbürtig und vom Chef des Hauses anerkannt sein musste, aber auch Konfessionsgleichheit und die robuste Gesundheit der künftigen Braut standen mit an oberster Stelle.

Und so gingen vor allem die Frauen als Opfer der fürstlichen Heiratspolitik hervor, während für die männlichen Angehörigen die Möglichkeit bestand, sich außerhalb der Ehe private Freiräume und andere Partnerinnen zu verschaffen. Aus Sorge um die Legitimität der Kinder verzichteten die weiblichen Mitglieder der Herrscherhäuser auf diese außerehelichen Verbindungen.

Nur in einzelnen Fällen kam es im Laufe der Zeit zwischen den Eheleuten zu echter Zuneigung oder zumindest zu einem einigermaßen erfreulichen Leben.

Die meisten Frauen opferten ihr persönliches Glück zugunsten einer standesgemäßen Heirat, verließen ihre Familien und häufig auch ihr Heimatland und lebten zutiefst unglücklich.

Die glanzvollen Festlichkeiten der Hochzeiten verdeckten allzu oft die seelische Not hinter der glänzenden Fassade. Das bezeugen die zahlreichen, von der Autorin eingearbeiteten, Originalzitate.

Kam eine Prinzessin ins heiratsfähige Alter, sah sie sich einem hohen Erwartungsdruck ausgesetzt und wurde meistens umgehend verheiratet.

Ein selbstbestimmtes Leben zu führen war bis weit ins 20. Jahrhundert quasi unmöglich. Eingeschränkte Berufsmöglichkeiten und mangelnde Gleichberechtigung für unverheiratete Frauen waren die hauptsächlichen Gründe dafür.

Nur sehr wenigen Prinzessinnen gelang es, sich einer dynastischen Zwangsehe zu entziehen. Eine von ihnen war die intelligente und bildungshungrige Therese von Bayern (1850-1925), die über ein beachtliches Beharrungsvermögen verfügte und sich geschickt und mit „ausgesuchter Unhöflichkeit“ gegen die lästigen Freier zur Wehr setzte.

Nach dem 1. Weltkrieg spielte die Heiratspolitik alten Stils in den verbleibenden Monarchien keine Rolle mehr. Zwar warf die Tagespolitik noch gelegentlich ihre Schatten auf die Heiraten, doch machten es die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen erforderlich, sich volkstümlicher zu geben.

Das Buch verfügt über 16 Seiten Abbildungen in der Buchmitte, die die unterschiedlichsten Hochzeiten und Brautleute von 1800 bis zur heutigen Zeit zeigen. Ein Literatur- und Quellenverzeichnis sowie ein Personenregister ermöglichen darüber hinaus eine systematische Suche.


Fazit:

In diesem gründlich recherchierten Buch beschreibt die Autorin Barbara Beck sachlich und ohne jeden romantischen Schnickschnack die Heiratspolitik an den europäischen Fürstenhöfen im 19. Jahrhundert.

Kriterien der Brautwahl, die offizielle Verlobungszeit, die Rituale und Festlichkeiten der Hochzeit, die Brautmode, die Hochzeitsnacht, die Flitterwochen und das neue Leben als Ehepartner – um nur einige Stichworte zu nennen - die Autorin gewährt in all diesen kurzen und dadurch sehr angenehm zu lesenden Kapiteln dem interessierten Leser wertvolle Einblicke.

Ganz einfach: Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen. Es fügt viele bekannte Fakten zusammen und ist daher das Handbuch königlicher Ehen.

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Barbara Beck ist eine 1961 geborene freiberufliche Historikerin und Sachbuchautorin, die zahlreiche Bücher und Beiträge zu historischen und kulturhistorischen Themen veröffentlicht hat.

Sie studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde in Augsburg und München und arbeitete mehrere Jahre im kulturhistorischen Ausstellungsbereich u.a. für das Haus der Bayerischen Geschichte und die Bayerische Schlösserverwaltung.

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/Ella Freudenreich
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