Die Ausstellung „Schloss.Stadt.Berlin. Die Residenz rückt in die Mitte“
Kurz vor der Eröffnung des Humboldtforums zeigt die Stiftung Stadtmuseum im Gebäude des Ephraim-Palais am Rande des Nikolaiviertels auf drei Etagen die Ausstellung „Stadt. Schloss. Berlin. Die Residenz rückt in die Mitte (1650-1800)".
Das Berliner Schloss wurde seit 1453 in der zentralen Lage zwischen dem alten Berlin und dem auf der Spreeinsel gelegenen Cölln erbaut und war einst das prägende Bauwerk der Stadt. Der Begriff Stadtschloss jedoch erzeugt eine künstliche Nähe zwischen Schloss und Stadt, die es erstmals so nicht gegeben hat. Erst durch die planvolle Erweiterung Berlins in Richtung Westen rückte die Residenz unter den brandenburgisch-preußischen Herrschern vom Rand in die Mitte.
In der ersten Etage der Ausstellung erfährt man, wie das Schloss im 16. Jahrhundert nach sächsischem Vorbild zur Renaissanceresidenz ausgebaut wurde und im Dreißigjährigen Krieg verfiel, woraufhin es der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg ab 1650 zu restaurieren begann.
Der Regent, geprägt durch seine Erfahrungen des Krieges, ließ Berlin zur Festung mit acht Meter hohen Mauern ausbauen und die Stadt von einem Kommandanten regieren. Ein Stadtmodell, das Berlin um 1688 zeigt, spiegelt diese Bestrebungen wider.
Der barocke Ausbau unter Andreas Schlüter begann 1690. Aber auch andere Baumeister wie z.B. Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler oder Eosander von Göthe haben ihre architektonischen und gestalterischen Spuren hinterlassen.
In der 2. Etage wird man von einem weiteren Modell Berlins um 1855 empfangen. Hier sieht man deutlich, dass die Berliner Zoll- und Akzisemauer die mittelalterliche Stadtmauer Berlins ersetzt hat. Sie umfasste ca. das Siebenfache der umschlossenen Fläche der alten Residenzstadt und hatte 18 Stadttore, u.a. das Brandenburger und das Schlesische Tor. Die Erweiterung der Berliner Stadtgrenze war dringend notwendig, da Berlin schnell wuchs und um 1800 bereits 170000 Menschen eine Heimstatt bot. Das waren Zugewanderte aus deutschen Landen, aus Böhmen, Hugenotten aus Frankreich und jüdische Familien, die ihre eigenen Gemeinden gründeten und Kirchen für die Ausübung ihrer Religion errichteten.
Darüber hinaus erzählen originale Fragmente, Grabungsfunde und Gegenstände aus dem Schloss von den Menschen in einer Zeit des Wandels: von den Herrschern, der Hofgesellschaft, den Hoflieferanten, Unternehmern, Architekten und Handwerkern.
Das Schloss war der größte Arbeitgeber und beschäftigte bis zu 800 Menschen, vom einfachen Bürger in der Verwaltung bis hin zur Waschfrau.
Den Abschluss bildet eine Aussicht auf die Zukunft. Die 3. Etage zeigt ein Modell des Humboldtforums. Dieses ist ein kulturelles Projekt im Rahmen des Wiederaufbaus des Stadtschlosses. Es entsteht ein Zentrum für Kunst, Kultur, Bildung und Wissenschaft mit internationaler Ausstrahlung.
Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst werden hier ihre neue Heimat finden. Die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums Berlin und der Kulturprojekte Berlin GmbH betrachtet die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen der Stadt und der Welt, indem sie globale Themen mit der alltäglichen Erfahrungswelt verknüpft und dazu beitragen möchte, ein aktuelles Verständnis der immer enger vernetzten Welt zu schaffen und für ein respektvolles, gleichberechtigtes Miteinander zu werben.
Wer mag, kann die Ausstellung filmisch ausklingen lassen. Eine etwa 20minütige Dokumentation zeigt die Entstehung des Stadtschlosses und seine diversen Bauherren, Kaiser und Könige. Der letzte Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., verkündet vom Balkon des Schlosses den Beitritt Deutschlands zum ersten Weltkrieg. Zur Zeit der Weimarer Republik beherbergte es u.a. das Kunstgewerbemuseum. Im Jahr 1963 beschloss die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, das im Zweiten Weltkrieg zum größten Teil ausgebrannte Gebäude zu sprengen und es entstand der modernistische Palast der Republik, der wiederum zwischen 2006 und 2009 nach der deutschen Wiedervereinigung abgerissen wurde.
Unter Verwendung rekonstruierter Fassaden - und Gebäudeteile des ehemaligen Berliner Stadtschlosses entsteht seit seiner Grundsteinlegung am 12. Juni 2013 an ursprünglicher Stelle ein Neubau. Über das Projekt und die Geschichte des Bauwerkes informiert die temporäre Humboldt-Box, die auch Ausblicke auf die Baustelle ermöglicht.
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Das Ephraim Palais wurde zu Beginn der 1990er Jahre in das Stadtmuseum Berlin eingegliedert und zeigt seitdem wechselnde Ausstellungen zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte. Es befindet sich am Rande des Nikolaiviertels und wurde vom Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs 1766 fertiggestellt. Sein Auftraggeber war Veitel Heine Ephraim, der ein privilegierter Schutzjude unter Friedrich II. war. Nachdem Ephraim 1775 starb blieb das Gebäude bis 1823 in Familienbesitz. 20 Jahre später erwarb die Stadt Berlin das Gebäude und brachte hier unter anderem das Einwohnermeldeamt unter. Während die Mühlendammbrücke umgebaut wurde, wurde das Ephraimpalais abgerissen und erst ab 1983 durch Franz Klinger originalgetreu wiederaufgebaut.
Die Ausstellung wird noch bis zum 23.04.2017 jeweils Di, Do-So in der Zeit von 10-18 Uhr und am Mi von 12-20 Uhr im Museum Ephraim-Palais in der Poststraße 16 in 10178 Berlin zu sehen sein.
Ein Tipp für die Ostertage für die ganze Familie. Durch die Ausstellung führt ein kostenloser Audioguide. Junge Besucherinnen und Besucher erwartet ein spezieller Audioguide für Kinder.
Seit dem 24.11.2016 finden regelmäßig Führungen rund um die Ausstellung „Stadt.Schloss.Berlin. Die Residenz rückt in die Mitte“ statt. Den ausführlichen Veranstaltungsplan finden Sie hier https://www.stadtmuseum.de/sites/default/files/schloss-stadt-berlin-flyer.pdf.